Was ist eigentlich Nichtdirektivität?
Erfahrungen sind das Leben. Wann immer ich meinem Kind etwas aus der Hand nehme, weil ich es besser kann, nehme ich ihm eine Erfahrung, die es so nie mehr machen kann. Dein Kind findet dich toll! Lasse dich aber nicht dazu verleiten, deinem Kind gefallen zu wollen und ihm deswegen jetzt alle vormachst, was du besser kannst als dein Kind. Beobachte einfach mal, wie dein Kind strahlt, wenn es etwas zum ersten Mal selbst getan hat. Das ist kurz gesagt Nichtdirektivität. Schaffe den Rahmen, damit dein Kind seine eigenen Erfahrungen machen kann.
Ich betreue den Technik- und Computer-Raum an unserer Schule. Ich habe das nicht theoretisch gelernt, ich habe all die Arbeiten jahrelang selbst getan. So fällt es mir oft schwer, den Kindern nicht das Werkzeug aus der Hand zu nehmen, wenn es nicht gleich klappt, um es selbst zu tun. Oder am Computer mal eben schnell zurecht zu klicken, um ein bestimmtes Ergebnis zu erreichen. Aber es meine Aufgabe, mich zurückzuhalten, nichtdirektiv im Alltag zu sein, damit sie ihre Erfahrungen selbst machen können. Dabei ist das Erleben von Erfolgen genauso wichtig, wie das der Misserfolge.
Aus Misserfolgen lernt man sogar noch mehr, als aus Erfolgen. Denn dabei lernt man nur die eine Sache, bei Misserfolgen lernt man, dass es so nicht geht, dass es trotzdem weiter geht, man lernt Beharrlichkeit und steigert seine Frustrationstoleranz. Nicht selten kommt man dabei auf kreative Lösungen. Um diesen Weg nach einem Misserfolg zu gehen und nicht gleich hinzuschmeißen, bedarf dein Kind der nichtdirektiven Begleitung.
Lob und Tadel sollten ebenso fehlen, wie Gleichgültigkeit. Beobachte, wie du auf das reagierst, was dein Kind tut. Bist du übervorsichtig? Willst du gleich alles richtigstellen? Bewertest du sofort, was dein Kind tut?
Und jetzt fragt dein Kind dich, ob es etwas gut gemacht hat … jetzt bist du in der Zwickmühle! Du sollst nicht loben und nicht tadeln, nicht bewerten und es auch nicht besser machen. Also wie jetzt, fragst du vielleicht! Es ist ganz einfach, sei authentisch. Du kannst natürlich sagen, ob dir etwas gefällt oder nicht, aber sage nicht, "Das Bild ist aber schön!"(Bewertung des Bildes z.B.), sage, "mir gefällt dein Bild, ich mag die Farben (eine Aussage über dich), wie findest du es denn?"(du forderst es auf, zur Selbstwahrnehmung)
Der Weg der Nichtdirektivität ist lang und mit Stolpersteinen gepflastert, aber es lohnt sich, weil dein Kind dadurch emotional stärker und selbstbewusster wird. Es wird weniger anfällig für die Abhängigkeit der Bewertungen durch andere und ruht mehr in sich.